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Kurzüberblick


vor 1850

Alter Kirchturm mit deutscher Kapelle

Blick auf den alten Altar

Kirche bis 1945












Der Altar aus der Dorfkirche Zabeltitz

Sandsteintaufe

Die Kanzel

Orgel und Gestühl

Kruzifix

Die "Stadtkirche" zählt zu den ältesten Gebäuden der Stadt Hoyerswerda. In den vielfältigen Kriegen und Stadtbränden, die die Stadt im Laufe der Jahrhunderte heimgesucht haben, blieb die Kirche auf wunderbare Weise verschont bis 1945.

Im Kunstführer der ehemaligen DDR stand über die Pfarrkirche (gemeint ist die Johanneskirche) von Hoyerswerda zu lesen:

"Dreischiffige spätgotische Hallenkirche, 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, 1945 ausgebrannt, restauriert, mit Netz- und Sterngewölbe, Westturm 19. Jahrhundert".

Salomon Gottlob Frentzel schreibt 1744 in seiner Chronik, auf die dann alle späteren Chroniken zurückgehen, dass die Kirche auf lauter eichenen Pfählen stehen soll. Das genaue Datum des Baues der Kirche lässt sich leider mit Bestimmtheit nicht angeben, da keine Aufzeichnungen vorhanden sind aus dieser Zeit.

August Ernst Schuster schreibt in seiner Chronik von 1842, dass bereits 1225 eine Kirche in Hoyerswerda gestanden haben muss, da der Meißner Bischof Bruno II. 1225 die Pfarrkirche in Kamenz weihte und derselben die Kirchen zu Hoyerswerda und Ruhland als der Hauptkirche der ganzen Burggrafschaft unterordnete. Um das Jahr 1429 wurde die Kirche zu Hoyerswerda erneut dem erzpriesterlichen Stuhl Kamenz zugeordnet. Und der allerälteste Altar soll die Jahreszahl 1421 getragen haben. Eine andere Quelle spricht vom Jahre 1346 als Ersterwähnung einer spätgotischen dreischiffigen Hallenkirche, in der fünf Pfeilerpaare ein schönes Sternengewölbe tragen.

Der Turm ist wahrscheinlich im 16. Jahrhundert dazugekommen. Eine im Turm früher befindliche Glocke trug die Jahreszahl 1526.

Bis 1850 stand vor der sogenannten "Wendischen Kirche" (der jetzigen Johanneskirche) eine kleine deutsche Kirche quer, die wahrscheinlich im 17. Jahrhundert erbaut worden ist. 1835 wegen Baufälligkeit gesperrt, wurde sie 1850 abgerissen im Zusammenhang mit der Turmerneuerung. Der Turm, in der Basis quadratisch, oben mit eingezogenem, achteckigem, dreigeschossigem Aufsatz trug bis dahin eine einfache welsche Haube und Laterne (Zwiebelturm). 1851 wurde der Turm dann mit hohem spitzen Zeltdach und kleinen Spitzgiebeln (Wimpergen) aufgebaut und erhöht (neugotisch).

Um den 19. April 1945 geriet der Trum durch Artilleriebeschuss in Brand und wurde zerstört, ebenso brannte das Innere der Kirche mit dem Dachstuhl bis auf die Grundmauern nieder einschließlich Kanzel, Altar, Taufstein, Epitaphien, Gemälden sowie den farbigen Innungsscheiben.

Im Oktober 1951 erfolgte die Sanierung des Turmstumpfes mit einem Notdach und einem Holzkreuz. 1952 begannen die Arbeiten am Kirchenschiff, und im Oktober 1953 konnte bereits das Richtfest gefeiert werden. 1954 folgte die Eindeckung des Daches und 1955 die Verglasung der Fenster. Zum Erntedankfest am 6. Oktober 1957 konnte die Gemeinde ihre Kirche wieder in Benutzung nehmen. Nach dem Beschluss des Gemeindekirchenrates erhielt sie den Namen "Johanneskirche". Am Tag Johannes des Täufers, am 24. Juni 1540, wurde in der damaligen Stadtkirche der erste evangelische Gottesdienst durch den ehemaligen Mönch Basilius Laurentius gehalten, in dessen Folge die Stadt und die Standesherrschaft Hoyerswerda evangelisch wurden.


Die Zerstörung 1945 und das Richtfest des Kirchendaches am 24. Oktober 1953

Die Johanneskirche und der Innenbereich heute

Im Frühjahr 1958 kam geschenkweise ein Renaissance-Flügelaltar aus dem Jahre 1581 aus der Dorfkirche Zabeltitz in die Johanneskirche. Ebenfalls geschenkweise erhielt die Kirche eine hölzerne Renaissance-Taufe aus Groß-Radisch.

Die Sandstein-Taufe, ein Meisterstück des Görlitzer Steinmetzmeisters Schiemann aus dem Jahre 1961, erwarb die Gemeinde käuflich 1981.

Die Sandstein-Kanzel wurde 1966 eingebaut, sie stammt von dem Dresdener Bildhauer Hempel.

Das Gestühl wurde 1963 eingebaut und 2004 restauriert. Die frühere Empore zu beiden Seiten des Schiffes wurde nicht wieder eingebaut, lediglich die Orgelempore gegenüber dem Altar.

Die dreimanualige Orgel der Firma Eule, Bautzen, wurde in der Adventszeit 1967 fertig. Sie hat 26 Register, 1.872 Pfeifen und eine mechanische Schleiflade.

Die Kirche besitzt vier Glocken. Seit 1957 erklangen neben einer aus Hamburg "heimgekehrten" Bronzeglocke drei Stahlglocken. Als die Bronzeglocke gesprungen war, ließ die Gemeinde in Apolda eine neue Stahlglocke im gleichen Ton gießen, die 1966 auf den Turm kam.

Der Kirchturm konnte schließlich 1984/85 im kirchlichen Sonderbauprogramm auch wieder aufgebaut werden. Der Wiederaufbau erfolgte nach barockem Vorbild von 1526 bis 1850. Er erhielt Kugel und Kreuz und auch wieder eine Uhr. Hatte der Turm bis 1945 eine Höhe von ca. 70 m, ist er jetzt etwa 55 m hoch.

Sämtliche Kirchenfenster wurden 1993 bis 1995 mit Hergiswyler Mondscheiben durch die Firma Hein Derix aus Kevelaer/Niederrhein erneuert.

1994 konnten die Restaurierungsarbeiten an dem spätgotischen Kruzifix, welches ursprünglich aus der Kreuzkirche stammt, abgeschlossen werden. Die Entstehungszeit liegt vermutlich nach 1500, böhmische Schule. Die Sakristei (Eingang zum Andachtsraum unter dem Kruzifixus) besitzt ein schönes Zellengewölbe. Darüber befindet sich die ehemalige Herrschaftsloge mit einem Backsteingiebel aus dem 19. Jahrhundert.

Unter dem linken Emporenaufgang befindet sich die Grabplatte von Pfarrer Wilhelm Tschernik (gest. 1958). Er wirkte von 1946 bis 1958 in Hoyerswerda und war der prägende sorbische Pfarrer unserer Johanneskirchengemeinde. Der Wiederaufbau der Kirche nach dem 2. Weltkrieg ist ihm maßgeblich zu danken.

Seit dem 11. September 2005 besitzt die Johanneskirche ein weiteres Kleinod: ein 1,65 m mal 2,58 m großes Ölbild "Ecce homo" aus dem Jahre 1949 von Hardy Schneider-Sato (27.06.1919 in Hoyerswerda geboren; 18.12.2002 in Karlsruhe verstorben). Dieses Bild wurde von der Witwe Frau Gerda Schneider der Johanneskirchengemeinde geschenkt.

Im Turmraum steht ein altes Grabdenkmal, die sogenannte Auenmüller-Statue (um 1802), das eine junge Frau mit einem Kind an der Hand darstellt (vermutlich aus der Schule des Bildhauers Gottfried Schadow). Das ursprünglich über der Gruft an der Ostseite der Kirche (außen) befindliche Sandsteindenkmal kehrte nach mehrjähriger Restaurierung im Jahre 2005 nach Hoyerswerda zurück und erhielt zum Schutz vor Witterungseinflüssen einen Platz im Innenraum der Kirche. Eine Kopie (Beton) steht auf dem nördlichen Rasenplatz neben der Johanneskirche.

Zum Erntedankfest im Jahr 2007 feierte die Johanneskirche ihr 50jähriges Kirchweihjubiläum.


Grabplatte Pfarrer Tschernik      |      Auenmüller Statue      |      Ölbild "Ecce homo"