Druckversion
Die Kirche innen und außen


Erläuterungen zur heutigen Kirche
Die Johanneskirche ist ca. 45m lang und ca. 30m breit (mit Anbau) und befindet sich in typischer Ost-West-Lage. Im Schiff tragen fünf Säulenpaare das Gewölbe. Wie schon erwähnt ist es eine spätgotische dreischiffige Hallenkirche mit sechs Jochen. Unter einem Joch versteht man eine überwölbte Raumeinheit, welche von vier Eckstützen begrenzt wird. Das Eingangsportal befindet sich auf der Westseite und zeigt die typischen Merkmale der gotischen Baukunst, wie z. B. der Spitzbogen über der Eingangstür sowie die Verzierung durch Backsteinbaukunst.

Zu beiden Seiten der Tür befinden sich Türmchen. Als weitere Zuordnung des Baustils kann man den Spitzgiebel, auch Wimperge genannt, betrachten. Eine weitere Eingangstür befindet sich auf der Südseite sowie der Nordseite, wobei die Kennzeichnung wieder der Spitzbogen als Umrandung aus Backstein ist. Das eigentliche Mauerwerk besteht aus Granitstein und wurde sehr massiv gebaut.

Auf dem viereckigen Turmschaft sitzt ein oktogonaler (achteckiger) Aufsatz mit Glockendach sowie Spitze mit Kreuz und Kugel. Die Oberkante des Turmschaftes bildet ein Rundbogenfries. Der Übergang zum Kirchengebäude wurde durch einen abgestuften Spitzbogen gestaltet. Seit Dezember 2008 ziert ein deutsch-sorbischer Schriftzug diesen Bogen. Es ist ein sorbischer Friedensgruß: Mer budz z tobu - Friede sei mit dir. Auf Initiative des Kirchbauvereins unter Torsten Vogel wurde diese sorbische Beschriftung durch Herrn Vollmert aus Seidewinkel gestaltet. Geworden ist solches auf wesentliches Betreiben von Herrn Heinz-Dieter Tempel, der dieses Anliegen zu seinem gemacht hatte.

Johanneskirche vorn

Johanneskirche hinten

Netz- und Sternengewölbe der Johanneskirche

Der Altar aus der Dorfkirche Zabeltitz

Altarbilder

Oberer Altarbereich

Orgelempore

Orgelüberholung

Kirchenbibliothek

Kirchenbibliothek

Kirchenbibliothek

Hölzerne Renaissance-Taufe

Sandsteintaufe

Die Kanzel

Orgel und Gestühl

Sakristei

Kruzifix

Ölbild "ecce homo"

Grabplatte Pfarrer Wilhelm Tschernik

Glockenraum

Kirchenfenster

Grabinschrift

Metallreste der Beschläge

Auenmüller Statue

Denkmal mit Friedenstaube

Der Renaissance-Flügelaltar aus Zabeltitz
Zabeltitz, das zwischen Großenhain und Elsterwerda in waldreicher Gegend idyllisch gelegene Dorf, ist bekannt durch bedeutende Kulturdenkmale wie das Palais und den Barockgarten aus der Zeit Augusts des Starken. Bei der Quellenforschung zur Denkmalpflege wurde ein von dort stammender hölzerner Flügelaltar aus dem Mittelalter "wiederentdeckt". Der Altar ist 1,07 m breit und 3,30 m hoch. Er stammt von einem unbekannten Meister und zeigt auf dem Mittelteil, den Flügeln und dem Sockel (Predella) in einer Maltechnik, die auf die Zeit um 1580 verweist, Motive aus der Bibel, dazu Sprüche in alter Schriftsprache.

Auf der bemalten Predella ist in der Mitte das Heilige Abendmahl zu sehen, seitlich die Austeilung des Abendmahls an Kirchgänger: "Nemet hin und esset, das ist mein leyb. Nemet hin und trincket, das ist mein blutt." Der Rahmen des Schreins ist mit Diamantquadern und -knöpfen verziert gewesen. Im Schrein selbst ist der Gekreuzigte dargestellt. Links neben ihm sieht man die erhöhte Schlange, Moses mit den Gesetzestafeln, einen Priester (Aaron) und rechts die Opferung Isaaks. Den Hintergrund bilden ein Zeltlager und eine Stadt. Der rechte Flügel des Altars zeigt die Geburt Christi mit den anbetenden Hirten. Auf dem linken Flügel ist Christi Auferstehung dargestellt. Im Bilde des Aufsatzes beten 12 Apostel die in der Mitte thronende, mit Flammen auf dem Haupte dargestellte Marian an. Den Altaraufbau schmückt Schnitzwerk in Gestalt von Kindengeln und gerillten (kannelierten) Pfeilern. Ganz oben steht ein Lamm. Darunter ist ein einem Bild die Dreieinigkeit dargestellt. Über dem oberen Gesims des Altars befindet sich ein Spitzgiebel, vor dem ein Kelch steht.

Zwei Kindengel haben früher das Wappen derer von Pflugk und von Schönberg getragen und verweisen auf den Ritter Nickel von Pflugk, dessen Geschlecht mehr als 150 Jahre das Dorf Zabeltitz und Umgebung beherrschte und auf dessen Frau Elisabeth, geborene von Schönberg, als Stifter des Altars für die Dorfkirche zu Zabeltitz. Mehr als 250 Jahre, genau bis zum Jahre 1839, verblieb der hölzerne Flügelaltar in der Dorfkirche zu Zabeltitz. Erst bei der Instandsetzung der Kirche musste er dem Epitaph weichen, das fortan als Altar verwendet wurde. Dann verliert sich zunächst die Spur des Flügelaltars in der Literatur. Durch einen Aufsatz in der Zeitschrift "Sächsische Heimatblätter" führte die Spur nach Hoyerswerda.

Zwischen 1945 und 1954 hatte sich der Schnitzaltar auf einem Speicher in Zabeltitz befunden, ehe er 1958 an die Johanneskirche von Hoyerswerda als Dauerleihgabe gegeben wurde. Schriftliche Aufzeichnungen über diese Übergabe wurden nicht gefunden. Da in den Pfarrämtern von Zabeltitz und Hoyerswerda mehrmals die Geistlichen gewechselt hatten, war ein erheblicher Informationsverlust eingetreten. Durch Schriftverkehr mit dem Institut für Denkmalpflege Berlin ließ sich die Identität des Schnitzaltars eindeutig bestimmen. Heute nimmt das nunmehr fast 400 Jahre alte Kulturdenkmal in der Johanneskirche von Hoyerswerda seinen gebührenden Platz ein.

Die dreimanualige Orgel
Im Jahr 2007 hatte die Orgel ihr 40-jähriges Bestehen. Sie besitzt 26 Register, 1872 Pfeifen und eine mechanische Schleiflade. Erbaut wurde sie von der Firma Hermann Eule in Bautzen 1967, generalüberholt 1992. Im September 2009 wurde sie erneut überholt und gereinigt. Die Kosten beliefen sich auf 12000 Euro. Am 11. Oktober erklang sie wieder.

Hauptwerk
1. Quintade 16'
2. Prinzipal 8'
3. Gemshorn 8'
4. Oktave 4'
5. Waldflöte 2'
6. Sifflöte 1 1/3'
7. Mixtur 4-fach
8. Rohrschalmei 8'

Kronwerk
1. Gedakt Pommer 8'
2. Prinzipal 4'
3. Blockflöte 2'
4. Sesquialter 2-fach
5. Tonus fabri 2-fach
6. Krummhorn 8'
Tremulant

Schwellwerk
1. Koppelflöte 8'
2. Rohrflöte 4'
3. Nassard 2 2/3'
4. Oktave 2'
5. Glöcklein 1'
6. Kling. Zimbel 3-fach
Tremulant

Pedal
1. Subbass 16'
2. Metallflöte 8'
3. Oktave 4'
4. Choral Mixtur 3-fach
5. Kornett 3-fach
6. Liebl. Posaune 16'

Mechanische Traktur
Schleiflade
Koppeln HW an Ped.
KW an Ped.
SW an Ped.
KW an Ped.
SW an HW
Unter der Orgelempore befinden sich die Gedenktafeln für die Opfer des 1. Weltkrieges. Ursprünglich waren diese Tafeln im Eingangsbereich (Turmschaft) der Kirche angebracht. Nun befinden sich an jener Stelle Aufsteller mit aktuellen Infos rund um die Gemeinde, zwei Steinbänke sowie die Original Auenmüller Statue, wo weiter unten im Text noch mehr dazu berichtet wird.

Die Kirchenbibliothek
1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek wurde im Jahre 1717, zur Feier des 200. Jahrestages der Reformation, gegründet. Initiator war der Inspektor der Diözese Hoyerswerda, Magister Samuel Martini, zugleich Pfarrer der Stadtkirche St. Johannes. Er wurde von dem Amtmann Ehrenreich Kotten und anderen Honoratioren der Stadt und der Umgebung unterstützt, die zu diesem Zweck Bücher stifteten. Dadurch kamen zwar ältere Kirchenväter-Ausgaben in die Bibliothek, doch fehlen die großen Lutherausgaben im Bestand. Die Bibliothek war ursprünglich in einem Raum des Westturms untergebracht.

1.2 Der bescheidene Anfang führte dazu, daß auch in den darauffolgenden Jahrzehnten die Pfarrer und Lehrer der Umgebung Geschenke an die Bibliothek machten oder daß ihre Nachlässe überwiesen wurden. Größere Bestände stammen von den Pastoren Daniel Bierling und George Bierling sowie von dem Magister Johann Gottlob Contius. Dadurch kam die Bibliothek vor allem in den Besitz mehrerer Konvolute von Predigten, Leichenpredigten und Dissertationen. Eine ausgewogene Dienstbibliothek für Pfarrer und Lehrer entstand auf diese Weise nicht. Im 19. und 20. Jh kamen nur noch wenige Einzelstücke hinzu. Durch die Erfassung der Bibliothek durch Dr. Konrad von Rabenau und Dr. Manfred Piechotta im Jahre 1990 wurden auch die in der Gemeinde vorhandenen sorbischen Texte in die Bibliothek eingefügt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt 1176 Titel aus dem 16. bis 19. Jh. Die Hauptmasse des Bestandes (803 Titel) stammt aus dem 17. Jh. Im 18. Jh erschienen 237 Titel, im 16. Jh 98 und im 19. Jh 36.

2.2 Die deutschen Titel (675) überwiegen die lateinischen (453). Leider haben sich in diesem sorbischen Kerngebiet die Hauptkirche war den Sorben vorbehalten nur 37 Bde in ihrer Sprache erhalten: 8 Titel aus dem 18. Jh, der Rest aus dem 19. und frühen 20. Jh. Die 4 griechischen und ein hebräischer Titel betreffen die Bibel im Urtext; ein niederländischer Titel ist eine Bibelübersetzung.

Systematische Übersicht

2.3 Die Bücher tragen Signaturen, die sich auf die üblichen Formate beziehen und ohne Rücksicht auf eine Sacheinteilung fortlaufend numeriert sind. Bei der Neuerfassung der Bibliothek wurden die Bücher in sorbischer Sprache in einer eigenen Sachgruppe vereint und innerhalb der Gruppe sachlich geordnet.

2.4 Die Bibliothek besitzt 29 Ausgaben der Bibel und ihrer Teile, davon 8 in sorbischer Sprache. 16 Titel betreffen die Bibelauslegung, 10 weitere andere Fragen der Bibelwissenschaft.

2.5 Neben 6 Monographien zur Kirchengeschichte und einer Auswahl von Lutherschriften sind 4 Kirchenväter-Ausgaben, 2 Ausgaben mittelalterlicher Autoren und 8 protestantische Bekenntnisschriften vorhanden. Von besonderem Interesse ist ein Band mit Flugschriften und Predigten zum Tode des Schwedenkönigs Gustav Adolf. Auf die Systematische Theologie entfallen 87 Titel, davon 34 des 17. Jhs auf die Polemik zwischen den christlichen Konfessionen und 3 auf die Ethik.

2.6 Innerhalb der Praktischen Theologie sind die Liturgie (2 Agenden, 16 Gesangbücher, davon 4 sorbische), die Katechetik (4 Katechismen, 2 Religionsbücher), das Kirchenrecht (2 Kirchenordnungen) und die theoretischen Fragen der Praktischen Theologie (4 Bücher zur Homiletik, 3 zum Kirchenrecht) nur in bescheidenem Umfang vertreten. Es dominieren die Perikopenpredigten (155 Titel) und die Erbauungsliteratur (38), vor allem aber die Predigten zu bestimmten Anlässen (361 Leichenpredigten, 8 Hochzeitspredigten, 7 Taufpredigten, 2 Abschiedspredigten). Die erwähnten Personalschriften stammen vorwiegend aus dem Raum Niederschlesien sowie aus der Lausitz, aus Dresden, Freiberg, Leipzig und Wittenberg.

2.7 Die 258 Hochschulschriften Dissertationen und Disputationen des 16. und 17. Jh. behandeln vorwiegend theologische Themen und philosophische Grenzfragen. Diese in Konvoluten zusammengefassten Schriften stammen aus mittel- und norddeutschen Universitäten: Wittenberg (133), Leipzig (39), Rostock (19), Jena (15), Greifswald (13), Helmstedt (13) und einigen anderen Orten.

2.8 Weitere Wissensgebiete sind nur mit wenigen Schriften vertreten: Lexika, Grammatiken, antike Literatur (17 Titel), Philosophie (8), Naturwissenschaften (2), allgemeine Lexika (2), Jurisprudenz (35) und allgemeine Geschichte (19).

3. KATALOGE

Standortkatalog

[in Zettelform; 1990 abgeschlossen]

Der alphabetische Nachweis ist im Kirchlichen Zentralkatalog beim Evangelischen Zentralarchiv in Berlin enthalten.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schauplatz oder Chronik und Beschreibung der königlichen und churfürstlichen sächsischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda im Markgrafenthume Oberlausitz. Leipzig 1744

Malcher, Ingbert: Die Geschichte der Kirchenbibliothek zu Hoyerswerda. Berlin 1989 (Mschr. Abschlußarbeit der Ausbildung als Bibliothekar im kirchlichen Dienst)

Stand: Februar 1997

Konrad von Rabenau

Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner. Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.


Eine hölzerne Renaissance-Taufe
aus dem 16. Jahrhundert erhielt die Johanneskirche geschenkweise aus der Dorfkirche Diehsa bei Niesky.

Die Sandstein-Taufe
ein Meisterstück des Görlitzer Steinmetzmeisters Schiemann aus dem Jahre 1961, erwarb die Gemeinde käuflich 1981. Die Taufe ist ein religiöses Ritual. Die Taufhandlung vollzieht meist der Pfarrer.

Die Sandstein-Kanzel
wurde 1966 eingebaut und stammt von dem Dresdener Bildhauer Werner Hempel. Sie bezeichnet den erhöhten Standort des Predigers. Sie ist mit Innenschriften versehen und kunstvoll gestaltet.

Das Gestühl
wurde 1963 vervollständigt. Die frühere Empore zu beiden Seiten des Schiffes wurde nicht wieder eingebaut, lediglich die Orgelempore gegenüber dem Altar. Das Mittelschiff hatte seit der Weihe im Jahre 1957 Bänke.

Vier Glocken
besitzt die Kirche. Seit 1957 erklangen neben einer aus Hamburg "heimgekehrten" Bronzeglocke drei Stahlglocken. Das Geläut wurde im Sommer 1960 mit elektrischem Antrieb versehen. Als die Bronzeglocke gesprungen war, ließ die Gemeinde in Apolda eine neue Stahlglocke im gleichen Ton gießen, die 1966 auf den Turm kam. Im September 2006 wurden Risse im Joch entdeckt. Daraufhin wurde die Glocke aus Sicherheitsgründen außer Betrieb genommen. Verwunderlich ist dieser Verschleiß nicht, denn die Joche sind über 50 Jahre alt.
Die größte Glocke hat einen Durchmesser von 156 cm, ein Gewicht von 1550 kg.
Die zweite Glocke hat einen Durchmesser von 126 cm, ein Gewicht von 920 kg.
Die dritte Glocke hat einen Durchmesser von 111 cm und ein Gewicht von 690 kg.
Die vierte Glocke hat einen Durchmesser von 100 cm und ein Gewicht von 430 kg.

Die Glocken haben folgende Inschriften:

Große Glocke:
"Die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christo Jesu unsern Herrn" und "Dem Gedächtnis der Opfer des Krieges 1939 bis 1945."

Mittlere Glocken:
"Sieh ich bin bei Euch alle Tage."
"Lasset euch versöhnen mit Gott."

Kleine Glocke:
"Alles, was Odem hat, lobe den Herrn. Halleluja!"

Sämtliche Kirchenfenster
wurden 1993 bis 1995 mit Hergiswyler Mondscheiben durch die Firma Hein Derix aus Kevelaer/Niederrhein erneuert.

Die Sakristei
ist ein Andachtsraum bzw. Vorbereitungsraum für den Pfarrer. Er befindet sich unter dem Kruzifixus und besitzt ein schönes Zellengewölbe. Es ist einer der ältesten Räumlichkeiten der Kirche. Darüber befindet sich die ehemalige Herrschaftsloge mit einem Backsteingiebel aus dem 19. Jahrhundert.

Das spätgotische Kruzifix
aus der Johanneskirche konnte 1994 fertig restauriert werden. Die Entstehungszeit liegt vermutlich nach 1500, böhmische Schule.

Das Ölbild "Ecce homo"
ist seit dem 11. September 2005 im Besitz der Johanneskirche. Dieses 1,65 m mal 2,58 m große Bild ist aus dem Jahre 1949 von Hardy Schneider-Sato (27.06.1919 in Hoyerswerda geboren; 18.12.2002 in Karlsruhe verstorben) und wurde von der Witwe Frau Gerda Schneider der Johanneskirchengemeinde geschenkt.

Die Grabplatte von Pfarrer Wilhelm Tschernik
befindet sich unter dem linken Emporenaufgang. Er war der prägende sorbische Pfarrer unserer Johanneskirchengemeinde.

Die Auenmüller-Statue
Zu einem sensationellen Fund kam es im Mai 1997 bei Erdbewegungsarbeiten an der Johanneskirche. An der Ostseite der Kirche wurde eine Gruft aus dem Jahre 1802 entdeckt, in der sich die Gebeine einer jungen Frau und ihres kleinen Kindes befinden. Es handelt sich um Augusta Johanne Friederique Auenmüller, geborene von L'Estocq, wie die Gruftinschrift aufweist. Verheiratet war sie mit Herrn August Wilhelm Auenmüller, Inhaber einer Escadron des löblichen von Gersdorffschen Regimentes Chevaux legers allhier, also mit einem Kavallerie-Hauptmann in Hoyerswerda. Laut Eintragung im Kirchenbuch ist sie in den Wochen nach der Geburt (vermutlich an einem inneren Geschwür) gestorben und wurde zusammen mit ihrem 10 Tage alten Sohn beigesetzt. Die Entdeckung dieser Gruft ist eine denkmalpflegerische Sensation, denn es kam eine vollerhaltene Gruft zutage. Es lagen lückenlose Eintragungen im Kirchenbuch vor, und es konnte die Zuordnung eines Schadowschen Grabdenkmales erfolgen.
Nach der Entdeckung der Gruft war es Frau Annerose Vogel, die Frau des ehemaligen Superintendenten Friedhart Vogel, die mit ausdauerndem Engagement und umsichtiger Sachkunde an die schwierige Aufgabe der weiteren Spurensicherung ging. Die Inschrift in der Gruft musste durch Fotografie für die Nachwelt gesichert werden, die Hintergründe waren in den Kirchenbüchern nachzuforschen und die weiteren Personalien der Verstorbenen und deren Angehörigen aufzufinden. Auch die Wiederherstellung der Gebeine gehörte dazu,denn leider haben Grabräuber nachts, wohl auf der Suche nach Wertgegenständen, die Gruft nach ihrer Entdeckung verwüstet.

Durch die Entdeckung der Gruft konnte auch die Zuordnung eines alten Grabdenkmales erfolgen. Es zeigt eine junge Frau mit einem Kind an der Hand, die gleiche Namensbeschriftung wie in der Gruft und stammt höchstwahrscheinlich von dem klassizistischen Bildhauer Gottfried von Schadow. Es ist das Grabmal der Frau Augusta Johanne Friederique Auenmüller, geborene L' Estocq, ihrer 10 Monate alten Tochter Auguste Luise sowie der zweiten Gemahlin des Hauptmanns Auenmüller. Inzwischen wurden die Gebeine der Toten in einen neuen Holzsarg gebettet und an derselben Stelle wiederum beigesetzt. Danach wurde die Gruft mit Erde gefüllt, nachdem die Inschrift denkmalpflegerisch gesichert wurde.

Das ursprünglich über der Gruft an der Ostseite der Kirche (außen) befindliche Sandsteindenkmal kehrte schließlich nach mehrjähriger Restaurierung im Jahre 2005 nach Hoyerswerda zurück und erhielt zum Schutz vor Witterungseinflüssen einen Platz im Innenraum der Kirche. Eine Kopie (Beton) steht auf dem nördlichen Rasenplatz neben der Johanneskirche, wo früher das Kriegerdenkmal stand.


Hier ruhen die irdischen Überreste einer frommen Duldnerin
Frau Augusta Johanne Friederique Auenmüller, geborene L' Estocq,
Herr August Wilhelm Auenmüller, Capitain des v. Gersdorff Dragoner Regiment, Frau Gemahlin

Ihr Geist ging am 6. Mai 1802, früher in die Heimat zurück.

Ihre Freunde freuen sich, sie jenseits verklaert wieder zu finden Ihres Alters 36 Jahre.

Schlummere sanft, Du gute fromme Seele.
Bis auf ewige dieser Schlummer währt.
Prachtvoll geh eins aus des Grabes Haus.
Nun ist jeder Gram und Schmerz verblüht.
An des Mittlers Trone schwindet unser Schicksal.
Freu Dich! Ausgelittene der Unsterblichkeit.

Ein Denkmal mit Friedenstaube
steht rechts neben dem Eingang zur Johanneskirche auf einer Stele in Kerzenform. Es stammt vom Künstler Jürgen v. Woyski, 1999 und ist ein Mahnmal für die Opfer der Kriege zwischen 1618 und 1945.

Entzifferung eines alten Grabsteines
Sie heiratete den 7. Juli 1750 Herrn (...) Herrn Johann Christoph königlich sächsisch und churfürstlich sächsisch Zoll - Biersteuer und Finanzeinnehmers wie auch Bürgermeisters zu (...) einzige eheliche Tochter, welche Ehe Gott mit 10 Kindern gesegnet. Sein Ende erfolgte den 29. Oktober 1793 an der gelben Pest in einem Alter von 58 Jahren weniger 14 Tage, zu früh von seinen 6 Kindern und Gemeinde, bey welcher er im immerwährenden Andenken bleiben wird.
Grabstein
... seines Vaters Bruder, der an seiner Seite ruhende Herr Diaconus Peter Schulze zu sich in seine Bewohnung, bei welchem er gleich seinen eigenen Kindern erzogen ward. Es gefiel aber der Vorsehung, ihn kein langes Leben in dieser Welt erreichen zu lassen, und unerachtet alles mögliche angewendet ward, was seine dauerhafte Gesundung hätte zu Wege bringen können, so beförderte doch die von beiderseits Eltern angeerbte Auszehrung einen baldigen Tod am 26. Oktober 1782, nachdem er sein Alter gebracht auf 44 Jahre 3 Monate und 3 Tage.